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07:10 Uhr - 11.05.2015

Asiens reichster Mann wartet nicht gern

Der ehemalige Soldat der chinesischen Volksarmee behielt im Zivilleben engen Kontakt zur Politikelite Pekings. In der Finanzkrise lief der Chef von «Wanda-Speed» zur Hochform auf.

Sein Geschäftsmodell ist legendär und hat mit «Wanda-Speed» auch einen Namen. Wang Jianlin ist dank seinem rasant expandierenden Konglomerat mit einem geschätzten Vermögen von 35 Mrd. $ innert weniger Jahren denn auch der reichste Mann Asiens geworden. Kernstück seiner Wanda Group ist Wanda Commercial Properties, deren Kotierung an der Börse Hongkong dem Unternehmen 3,9 Mrd. $ einbrachte.

Das sichtbarste Juwel der Gruppe ist Wanda Departement Stores, die in den vergangenen Jahren in China 66 riesige Einkaufszentren aus dem Boden stampfte. Das Reich wird auf dem Heimmarkt unter anderem mit 38 Luxushotels und 980 Kinos abgerundet. Jetzt will Wanda mit dem Bau von Gewerbe- und Wohnimmobilien in London, Madrid, Los Angeles und Brisbane auch ins Ausland exportieren.

Es überrascht auch nicht, dass der bisher eher im Hintergrund stehende 60-jähige Wang vermehrt das Interesse der Öffentlichkeit auf sich zieht. Dafür sorgte nicht erst der Börsengang des Immobilienarmes, sondern davor die Diversifizierung in die Unterhaltungsindustrie und jüngst auch das Sportmarketing.

Der einstige Soldat der Chinesischen Volksbefreiungsarmee ist 2012 mit dem der Akquisition von AMC Entertainment Holding auch stolzer Besitzer der zweitgrössten amerikanischen Kinokette geworden. Mit der 8 Mrd. $ schweren Investition in ein Studio in der chinesischen Hafenstadt Tsingtao will der Vater eines mittlerweile im Unternehmen tätigen Sohnes auch ein gewichtiges Wort in der Produktikon von Filmen mitreden.

Mit der Übernahme des in Zug beheimateten Sportmarketing-Unternehmens Infront Sports & Media AG, für das Wang 1,2 Mrd. $ auf den Tisch legte, ist seine Holding mittlerweile auch in der Schweiz präsent.

All das ist Beweis dafür, dass der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Unternehmer Durchsetzungskraft hat. Dass er dabei auch Mitglied des Volkkongresses ist – dem Quasi-Parlament Chinas –, steht dem Erfolg nicht entgegen, sondern zeigt, wie eng Vernetzt Politik und Geschäft gerade auch im Reich der Mitte sind. Diesem Umstand verdankt Wang auch seine unternehmerischen Anfänge.

Nach seiner Entlassung aus der Armee trat er in die öffentliche Verwaltung ein. Von dort wurde er in ein staatliches Immobilienunternehmen versetzt, das in Schieflage geraten war. Im Zuge der Privatisierung wurde er später Mehrheitseigner der Firma.

Wangs grosser Durchbruch kam erst mit der globalen Finanzkrise, auf die China 2008 zur Stützung des Wachstums mit dem weiten Aufdrehen des Kredithahns reagierte. Wanda gelang es dabei, Grossprojekte in Rekordzeit umzusetzen, was dem Unternehmen das Attribut Speed und das Lob der Regierung einbrachte.

Wie die «New York Times» Ende April berichtete, gelang es Wanda dabei oft, vom Staat Bauland unter dem Marktwert zu erwerben. Hinderlich im Kontakt mit Banken und Behörden war dabei wohl auch nicht, dass Wang schon früh Verwandte mächtiger chinesischer Politiker als Geschäftspartner an Bord holte.

Auch mit der Expansion ins Ausland und der Diversifizierung in die Unterhaltungsindustrie geht Wangs Konglomerat Hand in Hand mit der Politik. Die Regierung will, dass Chinas Währungsreserven rentabler angelegt werden. Das zeigt sich schon einmal daran, dass die Zentralbank in den vergangenen Monaten beschleunigt amerikanische Schatzbriefe verkauft hat und staatsnahe Unternehmen gleichzeitig bevorzugt Zugang zu Devisen erhalten.

Wang, der wegen der Wirren der Kulturrevolution erst mit 32 Jahren einen höheren Schulabschluss erlangen konnte, hat wohl auch vernommen, dass die Regierung die chinesische Kultur im Innern stärken und im Ausland besser bekannt machen will. Dafür schlüpft der ehemalige Soldat gerne auch in die Rolle eines Filmmoguls.

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