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08:00 Uhr - 15.02.2016

lastminute.com leidet unter dem Terror von Paris

Der Onlinereiseanbieter senkt erneut den Umsatzausblick für das abgelaufene Jahr. Die Aktien reagieren kaum.

Die Online-Reiseagentur lastminute.com warnte am Montagmorgen vor einem moderaten Umsatzwarnung. Der Umsatzausblick für das Jahr 2015 wurde erneut gesenkt. Die Terroranschläge in Paris hätten die Reisefreude gedämpft. Die Umsätze des vergangenen Jahres lägen daher voraussichtlich 2% unterhalb des ohnehin schon revidierten Umsatzziels von 255 Mio. €. Das Management rechnet für 2015 mit einem Verlust, 2016 soll wieder profitabel werden. Die Aktien von lastminute.com reagierten kaum auf die Nachrichten. Investoren scheinen nach einigen Enttäuschungen das Interesse an den Papieren verloren zu haben. Der neue alte CEO – Mitgründer Fabio Cannavale – muss das jetzt wiederbeleben.

Neuer alter CEO

Vergangenen Freitag hat das Aktionariat von lastminute.com Cannavale einstimmig zum CEO der Reisegruppe ernannt. Der vormalige lastminute-CEO Francesco Signoretti wurde zum Verantwortlichen für das Reisegeschäft ernannt. Die Anteilseigner haben damit Faktisches zementiert: Zuvor als Verwaltungsratspräsident hat sich Cannavale bereits stark ins operative Geschäft eingebracht. Unter Cannavale und Signoretti ging das Unternehmen mit Sitz in Chiasso im Frühjahr vor zwei Jahren zu 48 Fr. je Papier an die Börse. Den Einstandskurs hat die Gesellschaft, die seinerzeit noch unter Bravofly Rumbo firmierte, nie wieder gesehen. Mehr noch: In den Börsenturbulenzen der vergangenen Wochen markierten lastminute-Aktien mit 9.50 Fr. ein neues Tief. Aktuell notieren sie etwas über 10 Fr. «Sicher, aus heutiger Perspektive würde ich auch sagen, der IPO-Preis war hoch», sagte der damalige CEO Signoretti im Herbst vergangenen Jahres im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft». «Aber damals, im Frühjahr 2014, war es genau die richtige Bewertung, bestimmt durch die hohe Nachfrage nach unseren Papieren.»

Beim Treffen im Herbst erklärte CFO Francesco Guidotti auch, lastminute liege gut im Plan «den ursprünglich avisierten Umsatz von 270 Mio. € zu erreichen». Da hatte das Management das Umsatzziel für 2015 schon von den 270 auf 255 Mio. € gesenkt. Nun ist von der Zuversicht, die Guidotti im Gespräch zur Schau stellte, nur wenig zu spüren. Die Terroranschläge in Paris vom November hätten sich negativ auf die europäische Tourismusbranche ausgewirkt. Dank ihres Geschäftsmodells hätte sich die Online-Reiseagentur den Folgen «weitgehend entziehen» können, werde nun aber ein «relativ moderates Minus von -2% zum Umsatzziel 2015 in Höhe von 255 Mio. €» ausweisen, so heisst es im Mediencommuniqué vom Montagmorgen.

Verschmelzung mit Bravofly

Zugleich teilte die Gesellschaft mit, aus der Verschmelzung der ehemaligen Bravofly Rumbo mit der übernommenen lastminute.com könnten jährliche Synergien von 26 Mio. € realisiert werden, im laufenden Jahr 24 Mio. Die Integration der beiden Unternehmen sei nun abgeschlossen.

Auch der deutlich grössere Rivale Expedia (EXPE 102.25 -1.08%) hat vergangene Woche schon von einem Einbruch des Geschäfts in Europa nach den Pariser Anschlägen berichtet. Am Mittwoch legt Marktführer Priceline Zahlen vor. Die kleine lastminute.com wird Ende März endgültige Zahlen für 2015 präsentieren. Das KGV 2016 von lastminute beläuft sich auf 13. Der vergleichbare Rivale eDreams Odigeo arbeitet noch mit Verlust, hat bislang aber vor keinem Umsatzeinbruch nach Paris gewarnt. Ein Engagement in lastminute drängt sich nicht auf. Das Abwärtspotential scheint aufgrund des niedrigen Kursniveaus zwar begrenzt – das Aufwärtspotential allerdings auch.

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