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02:02 Uhr - 08.08.2018

Tesla-Chef heizt Spekulation um Buyout an

Elon Musk denkt laut darüber nach, den Elektroautohersteller von der Börse zunehmen. Die Aktien preschen vor. Wie ein solcher Megadeal überhaupt finanziert werden soll, ist jedoch unklar.

Ist es ihm wirklich ernst, oder blufft er nur? Das fragen sich Investoren nach den überraschenden Nachrichten, für die Elon Musk am Dienstag gesorgt hat. Wie der Tesla-Chef über Twitter mitteilt, ziehe er ein Buyout des finanziell lädierten Elektroautoherstellers in Erwägung.

Nicht nur das erstaunt. Gemäss Musk soll die mögliche Transaktion auf einem Preis von 420 $ pro Tesla-Aktie basieren. Das bedeutet, dass ein solcher Megadeal insgesamt mehr als 70 Mrd. $ umfassen und damit als grösster Buyout in die Börsencroniken eingehen würde. Zum Vergleich: Den bisherigen Rekord hält der 2007 vollzogene Auskauf des Stromversorgers Energy Future Holdings (zuvor TXU) mit 32 Mrd. $.

Noch kein Entscheid

«Ein definitiver Entscheid ist noch nicht gefällt. Der Grund für [ein Buyout] liegt jedoch primär darin, ein Umfeld zu schaffen, im dem Tesla am besten arbeiten kann», schreibt Musk in einem Memo an die Belegschaft. Als kotierte Gesellschaft hingegen sei der Konzern mit wilden Kursschwankungen an der Börse konfrontiert. «Das kann eine erhebliche Ablenkung für die Mitarbeiter sein, die alle auch Aktionäre sind», meint Musk weiter.

Für den jüngsten Kursausschlag sorgt der 47-jährige Entrepreneur, der für sein erratisches Verhalten bekannt ist und eine Beteiligung von rund 20% am Unternehmen hält, damit gleich selbst. Nachdem die Aktien Tesla am Dienstag zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt worden waren, schlossen sie 11% fester auf 379.59 $. Das ist knapp unter dem Allzeithoch von 383.45 $, das die Titel Mitte Juni 2017 markiert hatten.

Dennoch bleiben wichtige Fragen offen. Keine Angaben macht Musk beispielsweise dazu, wie er die Riesentransaktion finanzieren will. Die «Financial Times» berichtet, dass der Staatsfonds Saudi-Arabiens unlängst eine Position von 5% in Tesla aufgebaut habe. Von Plänen zu einem Ausbau dieser Beteiligung sei aber gemäss gut informierten Kreisen nichts bekannt. Nichts gehört von einem grösseren Deal haben auch die grossen Wallstreetbanken, wie der Börsensender CNBC berichtet.

Ungewöhnliches Going Private

Hinzu kommt, dass ein Going Private von Tesla alles andere als dem gängigen Muster entsprechen würde. Unternehmen, die für ein Buyout geeignet sind, weisen in der Regel einen verlässlichen Cashflow aus. Tesla verzeichnet zwar wachsende Einnahmen. Der Elektroautobauer aus Kalifornien schreibt jedoch dunkelrote Zahlen und hat allein in den letzten zwölf Monaten mehr als 3,5 Mrd. $ an Barmitteln verbrannt.

Ein weiterer Punkt ist, dass bei einem klassischen Buyout meist viel Fremdmittel im Spiel sind. Die involvierten Investoren schiessen üblicherweise nur einen geringen Anteil an Eigenkapital ein. Das Gros der Transaktion finanzieren sie, indem sie die Bilanz des betreffenden Konzerns mit Schulen aufladen. Mit Nettoschulden von 11,2 Mrd. $ ist Tesla in dieser Hinsicht bereits stark vorbelastet.

Ob sich Tesla tatsächlich von der Börse verabschieden wird, ist daher schwierig abzuschätzen. Grundsätzlich ist es Unternehmen am amerikanischen Aktienmarkt aber erlaubt, kursrelavante Nachrichten über soziale Medien wie Twitter und Facebook zu veröffentlichen.

Denkbar ist, dass Musk mit der Spekulation um ein Going Private den vielen Leerverkäufern einen Schlag versetzen will. Trotz weniger schlimm als befürchteten Quartalszahlen, haben Shortseller zuletzt weiterhin in grossem Stil gegen die Aktien von Tesla gewettet. Gemäss den aktuellsten Daten haten sie Valoren im Umfang von rund 10,5 Mrd. $ leerverkauft, was mit Abstand der grössten Short-Position an der US-Börse entspricht.

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