Der Derivatspezialist hat nach einem turbulenten ersten Halbjahr 2020 wieder in die Spur gefunden. Die Dividende wird um die Hälfte erhöht und soll weiter wachsen.
Leonteq (LEON 45.05 +9.61%) schlägt mit einem starken zweiten Halbjahr die Markterwartungen. Der Zweitsemestergewinn von 39,9 Mio. Fr. liegt über ein Viertel höher als von den Analysten im Schnitt erwartet. Die starke Aktienkursentwicklung der vergangenen Tage hatte dies bereits vorweggenommen, auch am Donnerstag sind die Titel gesucht.
Um die Hälfte und überraschend will der Derivatspezialist nun die Dividende auf 0.75 Fr. pro Aktie anheben und leitet damit ein Jahr früher als erwartet die Progression der Ausschüttung ein. Für dieses Jahr soll die Dividende ebenfalls steigen, ab 2022 will Leonteq mehr als die Hälfte des Jahresgewinns an die Aktionäre ausschütten. «Wir gehen davon aus, dass dies die Titel für Anleger nun deutlich interessanter macht», schreibt Michael Kunz, Analyst der Zürcher Kantonalbank.
Rekordumsatz im vierten Quartal
Im zweiten Halbjahr ging zwar die Haupteinnahmequelle Leonteqs, der Kommission- und Dienstleistungsertrag, den sie mit ihren Derivaten und Services für Emissionspartner verdient, im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2019 zurück. Das Unternehmen begründet dies mit Anlegerzurückhaltung vor der US-Wahl und angesichts einer zweiten Pandemiewelle. Erst im November zog die Nachfrage in dem Bereich auf ein hohes Niveau an und bescherte dem Unternehmen im vierten Quartal einen Rekordumsatz.
Das Ergebnis des zweiten Semesters wurde allerdings gestützt durch das Handelsgeschäft. Im ersten Semester hatte das Unternehmen hier noch einen empfindlichen Handelsverlust von 107,1 Mio. Fr. kassiert. Das lag an Absicherungsverlusten infolge des Ölpreisschocks im März sowie weitreichenden, unerwarteten Annullierungen von Dividendenzahlungen. Normalerweise klingelt bei Marktturbulenzen und hoher Volatilität eigentlich auf dieser Position die Kasse, dank den Absicherungsgeschäften, die das Unternehmen für seine Derivate abschliesst. Das war nun im zweiten Halbjahr unter «normal» volatileren Umständen der Fall, und Leonteq nahm im Handelsgeschäft fast 9 Mio. Fr. ein.
SHIP auf Kurs und neue Partner
Zufriedenstellend ist auch die Entwicklung des sogenannten Projekts SHIP, in dessen Rahmen Leonteq die Absicherung der strukturierten Produkte zunehmend an sieben Investmentbanken auslagert, was das Risiko für das Unternehmen reduziert und sich schonend auf sein Eigenkapital auswirkt. Bereits 9% des Derivatvolumens sind davon betroffen, im Vergleich zu 6% im ersten Halbjahr.
Dazu hat die Gesellschaft im vergangenen Jahr gleich vier neue Partner präsentiert: Basler Kantonalbank, PostFinance, Rand Merchant Bank und Banque Internationale à Luxembourg lassen strukturierte Produkte nun über Leonteqs Plattform emittieren. Ausserdem kooperiert sie mit dem Fondsriesen BlackRock und verkauft Derivate auf der Basis von Fonds des Asset-Managers.
Guter Start ins neue Jahr
Leonteq ist gemäss CEO Lukas Ruflin stark ins neue Jahr gestartet. Der Rekordumsatz des vierten Quartals habe sich fortgesetzt, die Wertschriften auf der Leonteq-Plattform hätten ebenfalls einen Rekordstand erreicht. Aufgrund von weitergehenden Investitionen in Schlüsselinitiativen, die Leonteq zur führenden Service- und Technologieplattform und zu einem Ökosystem für Anlagelösungen machen sollen, rechnet das Unternehmen im laufenden Jahr mit einer Kostenbasis von 210 Mio. Fr. (+6,1%).
Das Eigenkapital soll bei 800 Mio. Fr. zu liegen kommen (+10,7%). Das liegt deutlich über den regulatorischen Vorgaben, was das Versprechen einer progressiven Dividendenpolitik glaubhaft macht. Umso bemerkenswerter, dass Leonteq es in den vergangen Jahren stets schaffte, eine zufriedenstellende Rendite auf diesem Eigenkapital zu erreichen. Das aussergewöhnlich turbulente Geschäftsjahr 2020 soll hier hoffentlich ein seltener Ausreisser nach unten gewesen sein.
Eine Aktie mit Potenzial
Die neuen Partnerschaften dürften sich in diesem Jahr weiter positiv in den Geschäftszahlen bemerkbar machen. Sie versprechen zusammen mit SHIP einiges an Wachstumspotenzial bei gleichzeitiger Schonung der starken Eigenkapitalposition. Die Analysten rechnen für das laufende und das kommende Jahr jedenfalls mit wieder deutlich stärkeren Ergebnissen.
Ein Risiko Leonteqs bleiben zwar heftige Marktverwerfungen wie im ersten Halbjahr gesehen. Sie hat aber auch gezeigt, dass sie solche Turbulenzen ohne nachhaltige Schäden wegstecken kann. Alles in allem scheint sie gut für weiteres Wachstum positioniert zu sein. Die Aktien kommen angesichts dessen nicht überteuert daher. «Finanz und Wirtschaft» schätzt, dass sie weiterhin mindestens mit dem breiten Markt mithalten können, und stuft sie nach wie vor mit «Halten ein».
Die komplette Historie zu Leonteq finden Sie hier. »
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