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16:18 Uhr - 12.10.2016

Platin verliert Glanz

Das Weissmetall hat sich seit August deutlich verbilligt. Dafür gibt es vor allem drei Gründe.

Der Platinpreis steht unter Druck. Am Mittwochnachmittag kostete eine Unze weniger als 950 $ – so wenig wie seit über sechs Monaten nicht mehr. Zum Jahreshoch bei 1180 $ je Unze Mitte August hat sich das Edelmetall damit fast 20% verbilligt.

zoom Quelle: Bloomberg

Auch andere Edelmetalle haben in den vergangenen Wochen Boden preisgegeben. Gold notiert auf 1255 $ je Unze und ist damit gut 8% günstiger als vor zwei Monaten. Doch bei keiner Edelmetallnotierung ist der Abschlag so gross wie bei Platin – wieso?

1. Diesel erleidet Imageschaden

Platin – wie auch Palladium – werden zwar zu Schmuck verarbeitet und als Anlage nachgefragt. Anders als bei Gold liegt ihr hauptsächlicher Verwendungszweck aber in der Industrie. Sie sind sogenannte Zwitter: halb Edel-, halb Industriemetall.

Gut 40% des weltweit abgebauten Platins wird in Autokatalysatoren verbaut. Durch seine chemischen Eigenschaften reagiert das Metall mit Abgasen und macht so Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen (Stickoxide) unschädlich, in dem es sie aufspaltet. Gerade bei Dieselmotoren ist dies unverzichtbar.

zoom Quelle: WPIC

Dank effizienter Platinkatalysatoren und Partikelfilter galt Diesel für Jahre als der sauberere Treibstoff. Doch seit dem Skandal um manipulierte Abgaswerte ausgehend vom deutschen Autobauer Volkswagen hat Diesel einen erheblichen Imageschaden erlitten. Die Emissionswerte sind nicht so gut wie erhofft – trotz Platin.

Der Absatz von Dieselfahrzeugen lahmt. Und damit die Nachfrage nach dem Weissmetall. Anders als noch im Juni prognostiziert dürfte sie gemäss den jüngsten Zahlen des World Platinum Investment Council (WPIC) 2016 stagnieren.

2. Die Minen sind ausgelastet

Der Abbau von Platin ist ein dreckiges Geschäft. Sowohl die Gesundheit der Mineure als auch die Umwelt leiden unter der Förderung. Dieser Umstand war in der Vergangenheit wiederholt Anlass zu Streiks und Protesten gegen die Minen. Insbesondere in Südafrika, wo 72% des weltweiten Platins gefördert werden.

zoom Quelle: WPIC

Zu Jahresbeginn erwarteten sowohl Johnson Matthey (JM), der weltgrösste Verarbeiter des Edelmetalls, als auch der WPIC noch Angebotsausfälle. Heute ist der grosse Teil der Minen ausgelastet. Nach einem Rückgang 2014 und der darauffolgenden Erholung dürfte sich die Produktion im laufenden Jahr stabilisiert haben.

Wegen der tieferen Nachfrage und dem stabilen Angebot könnte das Unterangebot im laufenden Jahr tiefer ausfallen, als noch vor einigen Monaten erwartet worden war. Das belastet den Preis.

zoom Quelle: WPIC

3. Südafrikanischer Rand wertet ab

Aufgrund der Dominanz Südafrikas in der Produktion hängt der in Dollar angegebene Platinpreis stark vom Aussenwert des Rand ab. Seit Anfang 2015 ist die Währung des weltweit grössten Platinproduzenten gegenüber dem Dollar gegen 25% eingebrochen. Das hat den Preis des Edelmetalls stark belastet.

 

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