Phoenix Mecano spaltet das Möbelgeschäft bereits Anfang 2021 ab. Ein Teilbörsengang in Schanghai soll später folgen.
Einer der drei Geschäftsbereiche von Phoenix Mecano (PM 460.00 +7.1%), das Möbelgeschäft mit der Marke DewertOkin, wächst extrem stark. Die Sparte stellt Antriebssysteme für elektrisch verstellbare Komfortmöbel oder Bürotische her. Ein struktureller Wachstumsmarkt. Corona hat diesen Trend noch verstärkt, weil die Menschen ihr Home Office aufwerten.
Um mit der rasant steigenden Nachfrage Schritt zu halten und Marktanteile zu gewinnen, investiert Phoenix Mecano viel Geld in einen neuen Industriekomplex in Jiaxing, 120 Kilometer südwestlich von Schanghai. An dem Standort sollen die verschiedenen chinesischen Fertigungs-, Entwicklungs- und Vertriebsaktivitäten des Möbelgeschäfts zusammengeführt werden.
Im August fand der Spatenstich statt. Über fünf Jahre kostet das Vorhaben das Unternehmen 100 Mio. €. Zu viel, um das aus dem laufenden Cashflow zu finanzieren. Dies würde die Entwicklung der anderen Geschäftsbereiche beeinträchtigen. Das Unternehmen will daher frisches Kapital aufnehmen. Wie bereits angekündigt strebt es hierzu einen Teilbörsengang in Schanghai an.
Pläne konkretisiert
Am Montag hat Phoenix Mecano diese Pläne konkretisiert: Der Geschäftsbereich DewertOkin wird schon per 1. Januar 2021 abgespalten und ausgegliedert. Später soll die Tochter mit dem Namen DewertOkin Technology Group am Starboard-Segment, dem technologielastigen Nebensegment, der Aktienbörse Schanghai teilkotiert werden.
Phoenix Mecano ist das erste Unternehmen der Schweiz, das eine Kotierung am Star Market in Schanghai, der jüngsten Tech-Börse der Welt, vornimmt. Der Gehäuse- und Komponentenhersteller hat sich für diese Börse entschieden, weil verschiedene Konkurrenten dort in jüngster Zeit ebenfalls erfolgreich den Börsengang durchgeführt hätten.
Bereits im Januar sagte Verwaltungsratspräsident Benedikt Goldkamp zu FuW, dass eine Kotierung in China interessant wäre, weil die Branche dort schon vertreten sei, der Markt sie gut kenne und auch höhere Bewertungen üblich seien.
Kontrollmehrheit behalten
Der Börsengang selbst wird aus regulatorischen Gründen frühestens 2022 stattfinden können, nach einer Kapitalerhöhung. Es sei geplant, rund 20% der Tochter in Schanghai zu kotieren, sagte CEO Rochus Kobler der Finanznachrichtenagentur AWP. Damit liessen sich die benötigten 100 Mio. € wohl erlösen. Kobler schliesst nicht aus, dass in einem späteren Schritt weitere Anteile gelistet werden.
Man wolle aber auf jeden Fall eine Kontrollmehrheit von mindestens 67% selbst behalten, teilte ein Sprecher FuW mit. Das bedeutet auch, dass die Phoenix-Mecano-Aktionäre auch nach dem Teilbörsengang weiter vom starken Wachstum des Möbelgeschäfts profitieren werden.
Der Schritt ist sinnvoll und beweist, dass Phoenix Mecano durch die aktuellen wirtschaftlichen Turbulenzen hindurchblickt und langfristige strukturelle Chancen packt. Nachdem sich die Aktien lange kaum vom Coronaeinbruch erholt hatten, haben sie zuletzt eine enorme Wertsteigerung erlebt: Binnen drei Monaten ist der Kurs um fast 20% gestiegen. Wir sehen vorerst nur noch geringes Aufwärtspotenzial und ändern unsere Empfehlung von «Kaufen» zu «Halten».
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.