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10:47 Uhr - 28.05.2015

Kurseinbruch an Chinas Börsen

Nach einem Anstieg um über 120% in zwölf Monaten sind chinesische Aktien heute mehr als 6% gefallen. War der Kurssturz nur eine Korrektur, oder platzt eine Blase?

Der CSI 300, der die dreihundert wichtigsten Titel der Börsen Schanghai und Shenzhen umfasst, ist heute 6,7% eingebrochen. Der Leitindex Shanghai Composite ist 6,5% gefallen. Das ist der grösste Verlust seit Mitte Januar. Zuvor stiegen die chinesischen Börsen acht Tage in Folge.

Als Grund für den Kurssturz wird vermutet, dass Broker das Margin Trading – also Aktienkäufe auf Kredit – eingeschränkt haben. Die Kreditfinanzierung für Aktienkäufe liegt nun bei 2 Bio. Yuan (305 Mrd. Fr.) und entspricht 3% des Bruttoinlandprodukts. Das Volumen hat sich seit Anfang 2014 verfünffacht.

Liquidität wird für IPO blockiert

Ein weiterer Grund für den Kursrückgang ist ein neuer Stoss an Neukotierungen an der Börse (IPO) nächste Woche, die in China immer bündelweise zugelassen werden. Dafür wird Liquidität vorgehalten. Nach Schätzungen von Analysten wurde für die kommende IPO-Welle Liquidität in Höhe von 5 Bio. Yuan (763 Mrd. Fr.) blockiert.

Trotz des Verlusts steht der CSI 300 immer noch über 120% höher als vor zwölf Monaten. Am ausgeprägtesten war die Aktienrally in Shenzhen, wo vor allem lokale private Anleger aktiv sind. Dort gibt es über hundert Titel, deren Kurs sich seit Anfang Jahr mehr als verfünffacht hat. Zahlreiche von ihnen werden zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von über 375 gehandelt. Über die Hälfte der in Shenzhen gehandelten Valoren hat ein KGV von über 50. Papiere, die auch in Hongkong und Schanghai gehandelt werden, sind nun in Festlandchina 30% teurer.

Private Spekulanten stark investiert

Viele Beobachter beurteilen es als kritisch, dass die Rally von privaten Spekulanten angetrieben wird. Im ersten Quartal 2015 wurden fünf Millionen Depots eröffnet. 90% des Handelsvolumens werden durch private Trader verursacht. 6% der Retail-Spekulanten sollen gar Analphabeten sein.

Trotz der Anzeichen für eine Blase sind viele ausländische Investoren zuversichtlich. So wurde der Zugang zum chinesischen Aktienmarkt stetig erleichtert. Nach der Öffnung eines Kanals zum Handel zwischen Hongkong und Schanghai soll bald auch ein Stock Connect zwischen Hongkong und Shenzhen eröffnet werden. Privatanleger aus Hongkong und Festlandchina können nun auch in Anlagefonds im anderen Gebiet investieren.

Am 9. Juni entscheidet der Indexanbieter MSCI, ob die in Festlandchina gehandelten Aktien in den MSCI Emerging Markets (MSCI Emerging Markets 169.5495 1.42%) aufgenommen werden. Die Aufnahme könnte neues Kapital in den Aktienmarkt fliessen lassen.

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