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14:51 Uhr - 07.09.2021

Damoklesschwert über Holcim

Altlasten aus Syrien belasten den Zementkonzern. Aktien halten.

Dass ein Gerichtsverfahren in Frankreich gegen Lafarge, den Fusionspartner von Holcim (HOLN 48.63 -2.7%), läuft, war bekannt. Lafarge wird der Finanzierung der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) beschuldigt. Der Konzern zahlte ihr unter anderem Weggeld, damit Arbeiter in die Fabrik gelangen und Rohstoffe geliefert werden konnten. Am Dienstag hat nun das französische Kassationsgericht entschieden, dass gegen Lafarge auch wegen «Komplizenschaft zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit» untersucht werden darf. Zudem kann sie auch wegen «Gefährdung des Lebens anderer» angeklagt werden.

In Frankreich ist die finanzielle Schadensbegrenzung für Holcim absehbar. Sie dürfte sich um einen zweistelligen Millionenbetrag bewegen. Eine ganz andere Dimension könnte ein Prozess in den USA haben, wie die «SonntagsZeitung» publik gemacht hat. Dort könnte eine Strafe in Milliardenhöhe drohen. Prompt wurden die Aktien zum grössten Verlierer am Markt. Manche haben wohl auch die Geduld mit Holcim verloren, deren Titel nicht in Fahrt kommen wollen.

Der Sprecher von Holcim verweist auf Anfrage von FuW bezüglich Gesprächen mit der US-Justizbehörde auf den Halbjahresbericht. Dort steht unter der Rubrik «Provisions and Contingencies», dass vor kurzem Diskussionen mit dem US-Justizdepartement bezüglich der Syrienaffäre begonnen haben. Sie seien aber noch ganz am Anfang, sodass keine Bewertung möglich sei, ob eine Lösung zustande komme. Das Gleiche gelte auch bezüglich finanzieller oder anderer Bedingungen sowie einer möglichen Strafverfolgung, wenn keine Lösung erreicht werden könne.

Jenisch will aufräumen

Im Juli sagte Jan Jenisch in einem Interview mit FuW: «Der Syrienfall war 2012/2013. Das müssen wir aufarbeiten. Aber wir sind heute ein anderes Unternehmen. Wir haben die Personen gewechselt, sodass solches nicht mehr passieren kann. Wir haben uns dafür entschuldigt und wären froh, wenn das Verfahren bald zum Abschluss käme. Man muss reinen Tisch machen.»

Jenisch ist vor vier Jahren angetreten. Er hat neue Dynamik und eine neue Strategie in Holcim gebracht und Aktonärswert geschaffen. Er und sein Team versuchen mit verschiedensten Massnahmen, die CO2-Emmissionen des Zementkonzerns zu senken. Zudem setzt Holcim stark auf den Ausbau anderer Geschäftsbereiche. Ein Beispiel dafür ist die Akquisition von Firestone, einem US-Unternehmen, das auf Gebäudehüllen spezialisiert ist.

Trotzdem: Angesichts der unklaren Situation in der Causa Syrien setzt FuW die Aktien von «Kaufen» auf «Halten». Eine Busse von 2 Mrd. Fr. könnte der Konzern zwar aus dem Cashflow stemmen. Aber noch ist zu unklar, wie gefährlich und gewichtig das Damoklesschwert für ihn tatsächlich ist.

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