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13:19 Uhr - 21.10.2019

Geht Sunrise gegen Freenet vor?

Der Telecomkonzern soll seiner Hauptaktionärin vorwerfen, eine Aktionärsgruppe zu bilden. Freenet bestreitet dies.

Der Tag der Entscheidung naht, und es wird mit immer härteren Bandagen gekämpft. Am 23. Oktober stimmen die Sunrise-Aktionäre über die 2,8 Mrd. Fr. schwere Kapitalerhöhung ab, die für die Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC vorgesehen ist. Hauptaktionärin Freenet (FNTN 20.36 0.59%), die 24,5% des Sunrise-Kapitals hält, kämpft gegen die Übernahme von UPC und macht seit Monaten öffentlich Stimmung gegen die Transaktion.

Gemäss einem Bericht der «SonntagsZeitung» (SoZ), der sich auf den deutschen Börsen-Newsletter «Platow-Brief» beruft, erwägt Sunrise (SRCG 78.05 0.13%), eine Beschwerde bei der Finma gegen Hauptaktionärin Freenet einzureichen. Freenet und ihr CEO, Christoph Vilanek, hätten eine Reihe von Kleinaktionären dazu gebracht, sich mit nicht meldepflichtigen Anteilen (unter 3%) bei Sunrise einzukaufen, um gegen die Transaktion zu stimmen.

Falsche Anschuldigung

Gemäss SoZ-Bericht hege man bei Sunrise zudem den Verdacht, dass Freenet zusammen mit kleineren Aktionären eine Gruppe bilde. Schliessen sich mehrere Aktionäre zusammen – vertraglich oder über andere Vorkehrungen –, muss sich die Gruppe gemäss Börsengesetz bei der SIX melden.

Hauptaktionärin Freenet wehrt sich gegen die Vorwürfe. Auf Anfrage sagt eine Freenet-Sprecherin, es handle sich um eine falsche Anschuldigung: «Wir haben niemanden um uns geschart.» «Die anderen Aktionäre, die gegen die Transaktion sind, haben sich unabhängig von uns ihre Meinung gebildet, die eben auch unserer entspricht», sagt sie weiter.

Sunrise wollte nicht kommentieren, ob sie eine Beschwerde bei der Finma in Erwägung ziehe.

Sunrise-Präsident Peter Kurer hat sich in der Zwischenzeit mit einem Brief an die Aktionäre gewandt, um sie zur Abstimmung am 23. Oktober und zu einem Ja zur Transaktion zu bewegen. Kurer spricht vom richtigen Zeitpunkt und von einer «finanziell und strategisch überzeugenden Gelegenheit, eine stärkere und wertvollere Sunrise» zu schaffen.

Grosses Nein-Lager

Derweil machen die Gegner ebenfalls mobil und versuchen auch online zu mobilisieren, wie über die Seite Sundown.ch, die anonym die detaillierten Argumente gegen die Transaktion präsentiert. Freenet sagt, nichts mit dem Portal zu tun zu haben.

Die Schlammschlacht intensiviert sich, die Fronten bleiben verhärtet. Und für Sunrise dürfte es schwierig werden, die Opposition von Freenet zu überwinden. Der deutsche Mobilfunkanbieter kann von einem grossen Nein-Lager ausgehen. Bisher haben sich neben Freenet die Vermögensverwalter Axxion und AOC öffentlich gegen die Transaktion ausgesprochen.

Auch der einflussreiche angelsächsische Stimmrechtsberater ISS empfiehlt die Ablehnung des Deals. In Marktkreisen ist zudem bekannt, dass mehre Schweizer Vermögensverwalter ebenfalls gegen die Übernahme eingestellt sind. Mindestens 30% des Aktionariats dürften gegen Deal sein.

Öffentlich für die Transaktion ausgesprochen haben sich bisher die Pensionskasse Canada Pension Plan Investment Fund (5% des Sunrise-Kapitals) sowie die Stimmrechtsberater Glass Lewis, Ethos und Inrate.

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