Zurück zur Übersicht
07:30 Uhr - 09.09.2014

Jungfraubahn ist gefordert


Die Bergbahngruppe verzeichnet ein Gewinnplus bis Ende Juni, doch der schwächere Sommer belastet den Start in die zweite Jahreshälfte.

Die Jungfraubahn-Gruppe hat im ersten Halbjahr 5,6% mehr verdient als im Vorjahr. Das Marketing in Asien machte sich bezahlt, bis Ende Juni stieg die Besucherzahl auf dem Jungfraujoch um 20 700 auf 354 900 im Vergleich zur Vorjahresperiode. In den verregneten Sommermonaten fuhren aber weniger Touristen mit der Bahn. Dennoch bleibt das Management optimistisch für das Jahresergebnis.

Der Umsatz stieg in den ersten sechs Monaten 2,7% auf 79,5 Mio. Fr., der Verkehrsertrag erhöhte sich 2,5% auf 59 Mio. Fr. Auch die Bahnen auf die Erlebnisberge (Schynige Platte, Harder) trugen mit einem zweistelligen Zuwachs dazu bei. Der Wintersport blieb mit einem Umsatz­minus von 4% auf 17,7 Mio. Fr. das Sorgenkind der Bahngesellschaft. Dem guten Start in die Wintersaison waren ein unterdurchschnittlicher Hochwinter und Saisonschluss gefolgt. Trotz guter Pistenverhältnisse wurden 5,2% weniger Gäste verzeichnet als im Vorjahr.

Sommer als Prüfstein

Das Betriebsergebnis (Ebit) betrug kaum verändert 14,9 Mio. Fr., entsprechend sank die Ebit-Marge von 19,3 auf 18,7%. Unter dem Strich resultierte dank weggefallenem Sonderaufwand ein 5,6% höherer Gewinn von 11,7 Mio. Fr.

Die starke Sommersaison 2013 erwies sich bisher wie vermutet als echter Prüfstein. Im Vergleich dazu ging die Besucherfrequenz in den Monaten Juli und August 6,4% zurück. 264 000 Personen fuhren in der Periode auf das Jungfraujoch, wo Mitte Juli als neue Attraktion ein Schokoladeparadies eröffnet wurde. Eine konkrete Prognose zur Entwicklung der Besucherzahl und des Umsatzes im ganzen Jahr gibt die grundsätzliche zuversichtliche Geschäftsleitung nicht. Der schwächere Winter und der verhaltene Sommer machen eine Egalisierung des Vorjahresresultats schwierig. «Finanz und Wirtschaft» passt die Ergebnisschätzung von 5.20 auf 5 Fr. Gewinn je Aktie an.

Bahndiskussion in Endphase

Die öffentliche Diskussion des V-Bahn-­Projekts Grindelwald-Männlichen bzw. Eigergletscher, das bis 2017 rund 250 Mio. Fr. Investitionskosten verursachen wird. steckt in der «heissen» Phase. Seit Mitte August finden wöchentlich öffentliche «V-Bahn-Höcks» statt. Am 19. Oktober beschliesst die Bergschaft Wärgistal über das Baurecht für die Bergstation Eigergletscher. Die Stimmberechtigten von Grindelwald und Lauterbrunnen entscheiden an den Gemeindeversammlungen vom 24. respektive 27. Oktober.

Die neuen Bahnen werden die Reisezeit ins Skigebiet und auf das Jungfraujoch deutlich verkürzen. «Mit dem V-Bahn-Projekt behält die Jungfrauregion den gewünschten Premiumstatus», skizzierte CEO Urs Kessler im Frühjahr FuW die Wichtigkeit des in der Region nicht unumstrittenen Vorhabens.

Die Finanzierung des Projekts kann als gesichert gelten. Die Jungfraubahn hatte per Ende 2013 liquide Mittel von 58 Mio. Fr. Aus dem jährlichen Cashflow müssten jeweils 20 bis 25 Mio. Fr. für den Neubau abgezweigt werden können. Maximal 120 Mio. Fr. will das Unternehmen über Kredite finanzieren, was mit einer Eigenkapitalquote von 81,2% tragbar erscheint. Der höhere Finanzaufwand wird das Ergebnis kurzfristig schmälern, müsste aber durch die Mehreinnahmen wegen höherer Frequenzen rasch zu kompensieren sein.

Neue Grossaktionäre

Nachdem der Berner Stromversorger BKW seinen Anteil von 10,3% veräussert hat, kennt die Bergbahngruppe zwei neue Grossaktionäre: Es sind dies der Sicherheitsdienstleister Securitas (Anteil 4,71%) und Martin Haefner, Chef des Autoimporteurs Amag (4%). Beide liegen damit unter der statutarischen Stimmrechtslimite von 5%. Eine höhere Beteiligung weisen die Berner Kantonalbank (14,3%) und die Gebäudeversicherung Bern (7,7%) aus.

Die Jungfraubahnaktien notierten nach dem Semesterausweis unverändert. Die Liebhabertitel haben seit dem Höchst Anfang Juni 8% verloren und den Vorsprung auf den Gesamtmarkt beinahe eingebüsst. Sie sind nicht überbewertet (Kurs-Gewinn-Verhältnis 14 für 2015), doch hängt viel von der Zustimmung zum V-Bahnprojekt ab. Die Dividendenrendite von 2,4% ist durchschnittlich.

 

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.